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Tagebuch Alice
2004-09-10 10:29
looser
Das drama geht weiter. nicht, dass es wirklich ein drama wäre. aber jetzt sitze ich schon wieder hier und denke, es wäre ein drama.
m. hat den job in g. bekommen, das hat er heute erfahren. der job beginnt nicht irgendwann, sondern anfang oktober. eigentlich auch kein drama.
ich kann mich einfach nicht freuen. auch wenn es die nächste epoche des zusammenlebens wird. aber irgendwie ist es so sehr M’s ding, sein projekt, sein traum, dass für mich gar kein platz mehr bleibt.
und dann mache ich das falscheste, was ich tun kann, mache ein drama am telefon, weil ich traurig bin, dass er die nächsten drei monate nicht hier bei mir ist, sondern schon bei seinem neuen job. und ich könnte frühestens ende november nachziehen. er sagt zwar, die erste zeit kann er auch viel pendeln, aber ich hatte mir das so vorgestellt, dass ich zwar arbeiten gehe, aber er da ist, wenn ich wiederkomme.
ich weiß, ich bin da unflexibel, aber in dem punkt habe ich einen knacks. seit wir hier wohnen oder vielmehr, seit ich hier wohne, in dieser wohnung die ich für uns gesucht habe, hat sich M. immer wieder aus dem staub gemacht. das heißt, er hat für ein halbes, dann doch für ein ganzes jahr woanders gearbeitet. dann hatte er eine stelle hier, für die er aber 14 stunden am tag gearbeitet hat. jetzt hat er ein halbes jahr im süden gearbeitet und jetzt geht es nach g. dabei ist es nicht fair, wenn ich sage, er hat sich aus dem staub gemacht. er hat eben immer hier oder da arbeit gefunden.
so richtig haben wir hier also nur ganz selten zusammengelebt. aber was ist schon richtig zusammenleben? viel zeit eben.
vielleicht muß ich mich daran gewöhnen, dass M. nie viel zeit hat, auch wenn er viel zeit hätte. für ihn ist die zeit ein wasserfall, für mich ein tümpel.
vielleicht sind die gründe für das drama aber auch ganz andere. M. hat eine stelle bekommen, wie die, die ich jetzt die ganze zeit hatte. M. ist ehrgeizig, ich war es nicht. es setzt uns in direkte konkurrenz und ich schneide nicht gut ab. ich habe auf meiner stelle nicht viel geschafft und musste eine menge aushalten. eine ätzende chefin, einen ätzenden kollegen, ätzende arbeitsaufträge. bei M. ist das ganz anders. sie haben ihn gesehen und gemocht. sie fördern ihn und behandeln ihn gut.
und da ist es, das übelste aller dramagefühle: neid. ich bin grün vor neid und ärgere mich über mich selber.
in jeder hinsicht macht m. das, was meine eltern für mich vorgesehen haben. musik, der beruf, die karriere. und ich mache nach langem ringen etwas anderes, weniger spektakuläres, was mich zufrieden stellt, wenn nicht um mich herum das, was M. macht als wichtiger gilt. und ich weiß nicht, wie wichtig es für m. ist, wichtiger zu sein.
ja, da ist es wieder, das urgefühl der depression, die gute kinderstube der zerstörung. mein selbstwertproblem.
hallo selbstwertproblem, hatte Dich doch eigentlich schon wieder fast vergessen. tagsüber. aber nachts, wenn die seelische bundeswehr in ihren olivgrünen zelten schläft, kommst Du wieder angeschlichen, unsichtbar, unhörbar, bis Du ganz da bist, ganz nah da und mir ins ohr schreist: du looser.

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leben 

Kommentare

08:50 11.09.2004
danke, liebe ygerna. hast recht. hmh. engelchen und teufelchen eben. da schau ich lieber in die wolken. da sitzen bekanntlich nur die engelchen drauf.
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14:34 10.09.2004
. neid ist ein wirklich häßliches gefühl
. besonders dann wenn man jemanden eigentlich liebt
. konkurrenz, wenn auch leise im hintergrund ist nicht wirklich hilfreich für eine beziehung
. aber ist es nicht am wichtigsten das du zufrieden bist?
. morgens aufzustehen und glücklich in den tag zu springen ist doch wichtiger
. m., mmhm - glaubst du ihm ist bewusst wie du dich fühlst?
. falls nein, reden - reden und nochmals reden - verstäniss hilft
. staub, dazu kann ich irgendwie nichts sagen - nur das staub sich immer wieder leg und bis zum nächsten wind liegen bleibt

. wünsch dir heute, morgen und sowiso wunderbare wolken zum schaun und malen und wegträumen
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2004-09-10 10:29