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Tagebuch Alice
2006-03-24 10:32
glück im kleinen
endlich wieder mal ausgeschlafen. auf der arbeit ist der wahnsinn am werk. es ist alles so dicht gepackt, daß wir es zu dritt gerade so schaffen. jetzt ist kollegin u. krank und wir versuchen, alles zu zweit aufzufangen. jedesmal, wenn wer krank ist oder im urlaub, ist die kacke am dampfen.
die patienten sind dann unzufrieden, weil sie nicht das bekommen, was sie sich vorgestellt haben, wir sind unzufrieden, weil wir überstunden machen und es in den überstunden kaum hinkriegen. gestern war kaum zeit zum aufs klo gehen.
und von überall her schlimme nachrichten. freundin a.s mutter hat versucht, sich das leben zu nehmen. das erschüttert mich wirklich. daß die familie nicht besonders glücklich war, hab ich mir schon länger gedacht. aber daß es jetzt so eskaliert. puh. freundin a. nimmt es ganz cool. aber ich glaube nicht, daß sie wirklich so cool ist. am meisten leid tut mir ihre kleine schwester, die noch zu hause wohnt.
und meine eigene mutter redet gestern am telefon auch vom abdanken. daß alles in der welt so trostlos ist und sie alles schonmal erlebt hat (krieg, vertreibung, korruption, benachteiligung, mobbing, ...). und daß sie keine lust mehr hat.
dabei ist es offiziell, daß depressive mehr sinn für die realität haben und alle anderen einen kleinen rosaroten BIAS haben. anscheinend muß man ein bißchen unrealistisch sein, um den wahnsinn auszuhalten.
wenn man sich das so richtig zu herzen nimmt, was da im fernsehen kommt, kann man wahrscheinlich gar nicht mehr weiterleben. tote, verletzte, entführte, vergewaltigte, mißhandelte, betrogene, kranke, pechhabende. und jeder einzelne tote, verletzte und so weiter zieht seinen eigenen kreis von leid um sich und nach sich.
so gesehen ist es eher ein wunder, daß es immer noch leute gibt, denen es gut geht und die gute laune haben. das sprichwort von "das glück in den kleinen dingen suchen" bekommt eine ganz andere dimension. in den großen dingen findet man wahrscheinlich nur ganz selten glück.
große dramen und das glück im kleinen.
dabei habe ich gut reden. mir ist noch nie etwas wirklich schnlimmes zugestoßen. vielmehr hatte ich fast immer sehr großes glück.
und trotzdem bricht ab und zu die welt über mir zusammen.

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