Der ganz normale Alltagstrott
Manchmal frage ich mich, wieso ich eigentlich Tagebuch schreibe.
Ich habe doch früher nie Tagebuch geschrieben. Gut, früher war mein Leben auch noch in einer halbwegs normalen Bahn.
Nervende Eltern, nervender Bruder...und Natalie. Aber eigentlich hätte ich da viel schlimmere Geschichten gehabt, die sich gelohnt hätten, sie aufzuschreiben.
Egal, jetzt jedenfalls, wo mein Leben endlich in einer Bahn verläuft, die mir passt, fange ich an Tagebuch zu schreiben.
(Im Übrigen muss ich besoffen gewesen sein, als ich den letzten Eintrag verfasst habe. Hört sich an, wie aus einem Girlie-Tagebuch. Muss doch unbedingt Psychiater konsultieren)

Die Woche hatte eigentlich ganz gut angefangen.
Gestern den halben Tag ein kostbares Geschenk entdeckt.
Stille. Kostbar. Und vergänglich.
Als nämlich mit einem Mal die Tür aufging und meine Mitbewohner unter lautem Metal-Gedröhne hereinspazierten:
"Alex, hast du mal nen Lappen, wir putzen gerade. Und nen Glasreiniger vielleicht auch noch?"
Ich ihnen also entnervt beides in die Hand gedrückt und gehofft, sie würden dann wieder abziehen. Fehlanzeige.
"Mensch, du müsstest auch mal wieder Fenster putzen, Alex. Komm, wir machen das schon!"
Also saß ich in meiner Wohnung, drei Jungs hantierten mit Lappen und Glasreiniger an meinen Fenster, die jetzt, geputzt, genauso aussehen wie vorher.
Irgendwann wurde es ihnen dann doch zu langweilig und sie suchten endlich endlich das Weite.
Wobei mir am Abend einfiel, dass der eine Mitbewohner noch meinen großen Topf hat und der Andere mir noch Geld schuldet.
Ich sah dem Dienstag also mit gemischten Gefühlen entgegen. Schulden eintreiben und Töpfe sauberkratzen.
Irgendwie fiel mein Blick dann auf meinen Schreibtisch. Und ich weiß nicht warum, aber, mich packte der Putzwahn. War wahrscheinlich doch ansteckend. Jedenfalls räumte ich wie 'ne Irre eineinhalb Stunden auf, räumte meine Anlage von meinem Schreibtisch, denn, wenn ich wieder anfange zu studieren, habe ich auf diesem Schreibtisch gerade mal zwei Zentimeter für irgendwelche Schreibarbeiten frei. Nicht wirklich viel.
Dann saß ich, vor einem leeren Schreibtisch und war...stolz. Glücklich.
Ich hätte nicht gedacht, dass sich ein Mensch mit so etwas Einfachem zufrieden gibt.

Der heutige Tag fing damit an, dass mich irgendein wahnsinniger Postbote mit Sturmklingeln, das bei den Gerichten schon unter Psychoterror laufen würde, aus dem Schlaf riss.
Wollte dann nicht mal hochkommen, sondern packte alles in meinen Briefkasten. Muss gleich noch geleert werden. Wehe ihm, wenn es nur Werbung ist.

Auf gut Deutsch, die Woche verspricht, ein Hitstürmer in den Scheiße-charts zu werden.
Naja, vielleicht wirds ja ab Donnerstag besser.
Donnerstag fahre ich zu meinen Eltern. Aber auch nur, weil von Freitag bis Montag ein Con ist.