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Tagebuch aldebaran
2005-04-15 11:10
Sozial verträgliche Rückführung
Jetzt wundert Ihr Euch sicher, was die Überschrift zu bedeuten hat.
Das hing mit einem von der Eu geförderten Projekt zusammen, das in den beiden Jahren 2000 und 2001 durchgeführt wurde.
Während des Kosovo Krieges waren etliche Kosovoalbaner in die EU-Staaten gekommen und waren dort mit einer Duldung untergekommen. Da Sie nach Beendigung des Krieges keinen Anspruch auf Asyl o.ä. hatten und eine Duldung immer nur zeitlich befristet ist, mussten Sie wieder zurück in den Kosovo.

Bei dem EU-Projekt ging es um folgendes. In zwei Landkreisen im norden Hessens waren etliche hundert Flüchtlinge untergekommen. Da die Duldung 2002 auslief und die Flüchtlinge komplett vom Staat finanziert wurden, wurde Ihnen eine sozial verträgliche Rückführung nahe gelegt.

Diese besagte, dass Sie zu einem festgelegten Termin mit allen Familienangehörigen in den Kosovo zurückgeflogen werde und zwar innerhalb von 3 Monaten. Als kleinen Anreiz wurden für jeden Familienangehörigen 1000 DM zur Verfügung gestellt. Dieses Geld wurde Ihnen aber nicht bar ausgezahlt, sondern Sie konnten sich dafür Sachen aus einem vorher definierten Katalog bestellen. Was Sie sich bestellten war Ihnen überlassen. Bedingung war aber, dass jeder Teilnehmer nur 3 Kubikmeter Raum zur Verfügung hatte.

1000 DM klingt vielleicht viel. Ist es aber nicht. Wenn man bedenkt, dass ein Flüchtling den Staat bzw. die Stadt jeden Monat 6000 DM im Schnitt kostet und somit mindestens 12 Monate also ca. 72 TDM pro Person eingespart werden.

Für die Rückführung an sich war natürlich die Polizei zuständig. Unsere Aufgabe bestand darin, die Sachen die sich die Leute ausgesucht hatten in den Kosovo zu transportieren.

Hierzu bekamen wir Listen der Leute, in denen jedes Teil, was Sie mitnehmen wollten, aufgeführt war. Wir haben etliche Wochenenden damit verbracht, die Wohnungen abzuklappern, die Sachen in unseren LKW zu befördern und ins Zwischenlager zu transportieren. Jede Familie bekam eine Nummer, die auf die Sachen geklebt wurde und in die Liste eingetragen wurde, um sicherzustellen, dass jeder nur seine eigenen Sachen geliefert bekam.

Als Zwischenlager diente uns ein altes Bundeswehrdepot in Dillenburg. Als wir fertig waren kamen die 40 Tonner (insgesamt 3 Stück) auf denen die Sachen verladen wurden und die dann in den Kosovo aufbrachen. Da es sich um Bulgaren handelte, fuhren Sie über Rumänien, Bulgarien, Mazedonien in den Kosovo, was wohl die sicherere Strecke war, wie ich hinterher feststellte.

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2005-04-15 11:10