Kapitulation? oder Neuanfang?
Jetzt ist es passiert. Ich wollte eigentlich nur Tavor haben. Daher ging ich in die Praxis zu meinem Neurologen. Jetzt hab ich eine Einweisung in eine Klinik. Und irgendwie will ich das auch, obwohl ich Angst habe, daß es mich wieder nicht weiterbringt. Aber ich halt es auf der Arbeit nicht mehr aus, nur die Zeit totzuschlagen. Ich habe das Gefühl, ich werde noch irre. Der Arzt riet mir zu einer Klinik, bei der eine andere Patientin von ihm schon war, die so ähnlich sei wie ich, und sie schwärmte davon, wie toll es dort war. Er rief direkt aus der Praxis dort an und fragte nach einem Platz für mich. Er meinte zum Abschied zu mir: DANACH wird es Ihnen besser gehen.Freitag geh ich also in die Klinik.
Ich will endlich, daß es mir besser geht. Es geht schon so lange so, daß ich nur aushalte, erdulde, ich will wieder ein Lebensgefühl haben, Lebensfreude. Ich will wieder herzlich lachen können. Ich hab das so lange nicht mehr.
K. schrieb mit heute morgen eine sms, ob wir nicht den Tag gemeinsam verbringen. Mit K. verbindet mich irgendwie eine Seelenverwandtschaft. Wir können zusammen weinen und zusammen lachen. Sie ist einer der liebevollsten Menschen, die ich kenne, neben ihrer Schwester. Wir trafen uns also mittags gegen 1 h an der Rheinpromenade. Sie hatte erst neu aufgemacht. Und es war dort wie im Urlaub. Wir erzählten, tauschten aus, unsere Wünsche, unsere Erfahrungen, so lange hab ich nicht mehr so gut geredet. Auch von Wünschen und Hoffnungen. Von Musik, vom Singen, von Californien, von Afrika, vom Fallschirmspringen. Nebenbei gewannen wir Farbe und lachten und weinten gemeinsam und tauschten unsere Sehnsüchte aus. Es tat so gut. Nächstes Jahr wollen wir für 2 Wochen nach Mexico. Sie schlug auch vor, daß wir nach meinem Klinikaufenthalt für 1 Woche irgendwo in die Sonne fliegen, wo wir uns am Pool räkeln oder am Strand spazieren gehen. Ich sagte, daß ich so was schon lange möchte. Über 5 Jahre war ich nicht mehr im Urlaub. Wir sind aus ähnlichem Holz obwohl sie über 10 Jahre jünger ist als ich. Es ist ungewöhnlich, daß sie das alles mit mir machen möchte, obwohl sie doch einen Freund hat, den sie liebt. Den sie heiraten will, mit dem sie Kinder haben will.
Will man so etwas nicht mit seinem Partner machen?
Wir waren zwischendurch auch bei Sid und haben ihn longiert. Danach sind wir wieder an die Rheinpromenaden gefahren, um etwas zu essen. Weil es dort war, als wär man im Urlaub.
Ich habe diesen Sonnentag mit ihr genossen und fast alle meine Sorgen vergessen. Aber sie sind immer noch da. Ich weiß nicht weiter, ich bin in einer Sackgasse. Ich weiß, ich setze jetzt meinen Job vollends aufs Spiel mit dem Klinikaufenthalt. Aber ich kann nicht mehr so weitermachen. Mein Leben geht den Bach runter. Ich brauche Hilfe. Es kann so nicht mehr weitergehen. Ich habe es versucht, über eine lange Zeit. Ich habe es versucht, alles durchzustehen, durchzuhalten. Doch jetzt kapituliere ich. Nein, das ist falsch, ich gebe nicht auf. Ich fange wieder an zu kämpfen. Denn bisher war es nur ein Durchhalten. Versteht das jemand?